RRI2SCALE & TeRRIFICA – Abschlusskonferenz

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Roadmaps Pillar discussion during TeRRIFICA session with the six regional partners
©Marko Risovic for TeRRIFICA and RRI2SCALE Projects

RRI2SCALE & TeRRIFICA‘s gemeinsame Abschlusskonferenz in Belgrad, Serbien

„Embedding RRI for smart and climate resilient European regions“

Es war mir eine Ehre als Moderatorin durch diese Abschlusskonferenz zweier inspirierender Horizon-2020-Projekte führen zu dürfen.  Beide Projekte haben sich in den letzten Jahren intensiv mit den Folgen des Klimawandels und der Einbindung von RRI in intelligente Regionen befasst. RRI2SCALEResponsible Research and Innovation Ecosystems at regional scale for intelligent cities, transport and energy (3 Jahre Laufzeit) und TeRRIFICATerritorial RRI fostering innovative climate action (4 Jahre Laufzeit). Beide Projekte laufen Ende dieses Jahres aus. Die Abschlusskonferenz fand im Yugoslav Film Archive in Belgrad, Serbien, am 23. November 2022 statt.

Beide Projekte befassten sich mit den drängendsten Themen unserer anthropogenen Ära und künftiger Generationen: die Folgen von Klimawandel und Überbevölkerung – das Entstehen von Megastädten und die daraus resultierenden Herausforderungen in Bezug auf Verkehr/Mobilität, Energiebeschaffung und gesellschaftliches Zusammenleben. Nahezu alle planetarischen Grenzen sind durch menschliches Handeln und dessen klimaschädigendes Verhalten längst überschritten. Trotz Billionen von Investitionen in nachhaltige Finanzen und ESG (Umwelt, Soziales, Governance) erreicht der menschliche CO2-Fußabdruck einen neuen Rekord. Es liegt in der Verantwortung von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik nach einem Ausweg aus dieser Abwärtsspirale zu suchen.

„Embedding RRI for smart and climate resilient European regions“ war das Motto der Abschlusskonferenz und ist zweifellos ein gangbarer Weg. Durch Keynotes, Round Table-Diskussionen und Präsentationen von Ergebnissen, wurden im Laufe des Tages die Kernbotschaften für lokale und regionale Entscheidungsträger herausgefiltert. Die Konferenz war in drei Teile geteilt: Die gemeinsame Eröffnung, zwei parallel stattfindende Projekt-Sessions und der gemeinsame Schlußteil.

Das Konferenzprogramm finden Sie hier

Über die Projekte

Was bedeutet RRI?

Verantwortungsvolle Forschung und Innovation (Responsible Research and Innovation, RRI) hat sich in den letzten Jahren als wissenschaftspolitischer Rahmen herausgebildet, der darauf abzielt, technologische Innovationen mit einem breiteren gesellschaftlichen Nutzen in Einklang zu bringen und institutionelle Entscheidungen zu unterstützen. Die beiden Projekte RRI2SCALE und TeRRIFICA haben die Integration von RRI-Praktiken und -Prinzipien in regionale Forschungs- und Innovationsstrategien, einschließlich Klimaanpassung, und aktive Einbindung der Bevölkerung in verschiedene Aktivitäten gefördert.

Dr. Dr.-phil. René von Schomberg, der maßgeblich an der Definition und Konzeptentwicklung von RRI beteiligt war, wies darauf hin, dass verantwortungsbewusste Innovation sicherstellen muss, dass die Forschung gesellschaftlich wünschenswerte und nachhaltige Ergebnisse und Ziele hervorbringt, die den öffentlichen Werten entsprechen, und nicht nur auftragsbezogene Lösungen liefern, wie z. B. Menschen auf den Mond zu bringen.

Ethische und soziale Werte müssen die treibende Kraft für Forschung und Innovation sein.

„Wir haben keine Kapazitäten etabliert, um Wissenschaft und Innovation auf gesellschaftlich wünschenswerte Ergebnisse auszurichten“, erklärt er. RRI soll eine Antwort auf dieses Defizit sein. Sein Plädoyer: „Wir müssen neue Mechanismen einführen, um die Governance-Strukturen an eine nachhaltige Forschung und Innovation anzupassen. Und um eine gerechte Verteilung der öffentlichen Güter zu gewährleisten. Wir müssen eine Vision definieren, welcheErgebnisse wir bei Innovationen erreichen wollen. Innovationen sollten nicht nur marktgesteuert sein.“ Der Ansatz der EU, Innovationen im Zuge der Wettbewerbsfähigkeit mit den USA und Asien ständig zu beschleunigen, sollte überdacht werden.

Was bedeutet TeRRIFICA?

8 Partner und mehr als 6 Pilotregionen waren beteiligt. Das Hauptziel von TeRRIFICA war die Beeinflussung der Klimapolitik durch die Förderung von RRI in 6 europäischen Ländern. Das Projektkonsortium suchte nach Best Practices und verwandelte die 6 Pilotgebiete in living labs, um Klimaaktionspläne zu erstellen. Die vorgelegten Ergebnisse waren überwältigend: Es wurden maßgeschneiderte Fahrpläne zur Eindämmung des Klimawandels auf regionaler Ebene erstellt. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf den regionalen Behörden und politischen Entscheidungsträgern. Die Bürger wurden über ein Crowd-Mapping-Tool einbezogen.

Was bedeutet RRI2SCALE?

RRI2SCALE hat eine innovative Methodik entwickelt, um regionale F&I-Governance-Systeme bei der Bewältigung ihrer regionalen Dilemmas effektiv und nachhaltig zu unterstützen. Die Ergebnisse verschiedener Gaming Szenarieb bildeten die Grundlage für die Umsetzung regionaler Leitfäden. Das Scenario Exploration System (SES) ist ein antizipatorisches spielbasiertes System zur Erleichterung des Zukunftsdenkens für politische Entscheidungsfindung. Das übergeordnete Ziel des Projekts bestand ebenso wie bei TeRRIFICA darin, die Bürger zur aktiven Beteiligung zu ermuntern. Sie wurden angehlten, Verbesserungsvorschläge für die Gestaltung der Zukunft zu äußern.

11 Partner aus 7 europäischen Ländern und 4 europäischen Pilotregionen unter der Lupe.

RRI2SCALE hat einen Leitfaden für die Integration von RRI in lokale Forschungs- und Innovations-Ökosysteme entwickelt. Dieses Toolkit kann in ganz Europa und sogar darüber hinaus angewendet werden, indem eine gesamteuropäische Perspektive auf verantwortungsvolle Forschung und Innovation eingenommen wird. Margot Bezzi, Projektkoordinatorin von RRI2SCALE, APRE, Italien erklärte, dass „das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Ebenen der komplexen RRI eine echte Herausforderung für alle Beteiligten darstellte.“ Nicht jeder Kontext ist für alle Ebenen gleich geeignet. Die Situation ist in jeder Region anders. Es war notwendig, Prioritäten zu setzen.

Während der Konferenz haben beide Projekte einen Einblick in die verschiedenen Work Packages gegeben. Sie erläuterten, wie sie RRI in unterschiedliche regionale Ökosysteme eingebettet haben. Während der Nachmittags Sitzungen haben wir vorgestellt, wie cross-regionale Kooperation stattfand. Referentinnen aus Nordost-Rumänien, Zentral Mazedonien und den Westlichen Balkanländern erläuterten, wie in den Projekten TeRRIFICA und WBC-RRI RRI gefördert wurde.

Ergebnisse und politische Botschaften aus der abschließenden offenen Diskussion

In der abschließenden offenen Diskussion mit Q&A wurde erörtert, wie die Ergebnisse an politische Entscheidungsträger vermittelt werden können. Teilnehmer waren René von Schomberg, Mihael Leskovar, Norbert Steinhaus, Margot Bezzi, Ioana Agatha Filimon, Andjela Pepic, Eleni Pappa, Kallitsa Pantazi und Kejt Dhrami.

„Für substanzielle Veränderungen braucht man Geld und politische Unterstützung“

Das war das Plädoyer von Mihael Leskovar, Ehrensprecher der RRI2SCALE-Sitzung. RRI kann nur ein nützliches Instrument sein, aber nicht die Universal-Lösung, um uns als Gesellschaft zu retten. Soziale Innovationen werden dringender denn je gebraucht. Wir sollten unsere Konsumgewohnheiten ändern, zum Beispiel bei den Energieausgaben. Die Fördersysteme sollten überdacht werden, damit sich auch kleinere Einrichtungen beteiligen können.

Laut Norbert Steinhaus, WILA Bonn, sind wir oft mit der Sturheit akademischer Systeme konfrontiert. Es gibt kein einheitlicher Konsens, wenn es um open science und open access geht. Es fehlt das Wissen darüber, wie wichtig öffentliche Teilhabe ist, um großartige Ergebnisse zu erzielen. Wir brauchen Menschen, die offen für innovative und kreative Prozesse in Organisationen sind. Die bereit sind, über den Tellerrand zu schauen und Visionen umzusetzen. Sein Rezept für ein erfolgreiches Agieren: die Einbeziehung von Interessengruppen aller Ebenen von Beginn an.

Jede Region hat ihre eigenen Prioritäten

Margot Bezzi fasste ihre persönlichen Erkenntnisse aus dem dreijährigen Projekt zusammen. Zu erkennen, dass es notwendig sei, die Komplexität bei der Organisation eines Bottom-up-Prozesses zu reduzieren, sei für alle ein interessanter Lernprozess gewesen. Am Ende dieser dreijährigen Reise seien alle Projektpartner zufrieden, dass jede Region ihren eigenen Weg gefunden hat, um RRI auf intelligente Weise in ihr jeweiliges Ökosystem einzubinden. Jede Region hat ihre eigenen Prioritäten für die Umsetzung regionaler RRI zu definieren, so ihr Fazit.

Die abschließende gemeinsame Konferenz war für alle eine ermutigende Erfahrung. Es war eine beeindruckende Demonstration, was auf regionaler und nationaler Ebene erreicht werden kann, wenn öffentliche Teilhabe erfolgreich umgesetzt wird. Die Projekte machen Hoffnung, dass durch gemeinsame Anstrengung von Bevölkerung, politischen Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern*innen die Folgen des Klimawandels minimiert werden können. Erfahrungen, Ergebnisse und lessons learnt werden Ende der Woche policy Stakeholdern auf EU Ebene vorgestellt.

Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie auf den jeweiligen Webseiten:

www.rri2scale.eu

www.terrifica.eu