60. Dornbirn-GFC Webinar Woche 2021

KatharinaAktuelles, Veranstaltungen

Im Zuge der Corona Pandemie fand der diesjährige 60. Dornbirn Global Fiber Congress als Online-Veranstaltung statt. Vom 15.-17. September hielten rund 96 Experten Vorträge in den Themen-Blöcken Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Faserinnovationen, Oberflächenmodifikation und Kleidung & Mode.

Nachhaltigkeit als wichtigster Innovationstreiber

Im Fokus des diesjährigen Dornbirn-GFC standen ganz zentral ökologische Herausforderungen und Nachhaltigkeit. Umwelt- und Meeresverschmutzung durch Plastik und insbesondere Mikroplastik war in vielen Vorträgen ebenso zentrales Thema. Durch den sehr langandauernden Abbau von Plastik geht eine große Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt aus. Die Strände sind verunreinigt mit Plastikmüll. Meerestiere und Meeresvögel nehmen Plastik über ihre Nahrung auf, was für viele Tiere den Tod bedeutet. „Jedes Jahr landen etwa zehn Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. Das entspricht etwa einer LKW-Ladung pro Minute“ (Ziebarth/Seeger 2019:28). Hier spielt auch Mikroplastik eine entscheidende Rolle. Durch die feine Struktur von Mikroplastik „[gelangen jährlich] zwischen 1,8 und 5 Mio. Tonnen Mikroplastik […] in die Umwelt“ (WWF Deutschland 2020). Hinzu kommt als Gefahr die wasserunlösliche Eigenschaft von Plastik.

Der gesellschaftliche Wertewandel hin zu einem nachhaltigeren Konsum rückt im Zusammenhang mit dem Klimawandel zunehmend in den Fokus. Eine enorme Herausforderung für alle Wirtschaftssektoren verbunden mit einem gewaltigen Handlungsdruck. Viele Unternehmen sind mittlerweile bereit ihre Wertschöpfungs- und Produktionsketten offenzulegen. Nachhaltigkeit ist zudem das Schlüsselmoment bei der Entwicklung von Innovationen.

Als langjähriges Mitglied des Dornbirn-GFC Programm-Komitees, hat Isa Hofmann zwei Themenblöcke mit anschließender Diskussion moderiert, in denen das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls eine große Rolle spielte. Wie können Umwelthürden überwunden und globale Initiativen zur Rettung des Planeten unterstützt werden?

Session „Circular Economy & Sustainability“, Mittwoch, 15.09. 15:30-17:10 Uhr

Die erste Diskussionsrunde, die Isa Hofmann moderierte, war aus dem Themen-Block „Circular Economy & Sustainability“ und fand am Mittwochnachmittag (15:30-17:10 Uhr) statt. Fünf Experten aus Forschung und Industrie legten einen äußerst interessanten Fokus auf mehrere Forschungsergebnisse und Empfehlungen sowie industriebasierte umweltfreundliche Faserentwicklungen. Da 75 Prozent aller Abfälle im Meer aus Plastik bestehen und jährlich mehr als 240 Millionen Tonnen Plastik verbraucht werden, besteht dringender Veränderungsbedarf.

Der Meeresbiologe Dimitry Deheyn wies klar darauf hin, dass zellulosebasierte Materialien in der Umwelt einen viel schnelleren biologischen Abbau aufweisen als Kunststoffe und damit den ökologischen Fußabdruck minimieren. Sergio Paniagua von der Universität Leon in Spanien zeigte, wie spezielle technologische Lösungen zum Spinnen, Weben und Waschen dazu beitragen, die Mikrofaseremissionen im Lebenszyklus von Textilien zu minimieren, „um sicherzustellen, dass jeder Wassertropfen nur ein Tropfen Wasser ist“, wie er zusammenfasst.

Referenten waren: Dimitry Deheyn von der Universität Kalifornien (USA), Mine Turkay von Korteks A.S., Teil der Zorlu Gruppe (TUR), Sergio Paniagua von der Universität Leon (ESP), sowie Ali Ibrikci und Aydin Oruc aus dem Bereich Forschung & Entwicklung von Kipas Textile (TUR).

Session „Fiber Innovations“, Donnerstag, 16.09. 13:30-15:10 Uhr

Die zweite Diskussionsrunde, die Isa Hofmann leitete, fand am Donnerstagnachmittag (13:30-15:10 Uhr) statt und hatte „Fiber Innovations“ zum Thema. Es wurde aufgezeigt, wie Innovationsprozesse funktionieren und inwiefern eine gewisse Innovationskultur, sowie der digitale Mindset gepaart mit der Bereitschaft zur Agilität, notwendige Voraussetzungen bilden. Dr. Giordano Koch, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Hyve, gab einen Einblick, wie man die heutigen transformativen Herausforderungen mit der agilen Innovation Lab-Struktur des Unternehmens bewältigen kann. Sein Credo lautete: „Bleib neugierig und mutig, immer offen für neue Themen, nimm Veränderungen an“.

Stefan Fichter, Geschäftsführer Märkische Faser, plädiert für annehmbare Bedingungen für die nationale und europäische Industrie, um auch in Zukunft erfolgreich und wettbewerbsfähig bleiben zu können.  Dies vor allem mit Blick auf die enormen Belastungen durch die avisierte CO2-Steuer sowie erhöhte Energie- und Rohstoffkosten. Wir alle haben in der Corona Pandemie gelernt, wie wichtig es ist, auf eine starke lokale Produktion zurückgreifen zu können und weniger abhängig von globalen Lieferketten zu sein, wenn es um lebenswichtige Güter geht. So der Tenor seiner Ausführungen.  Tradition und Erfahrung verbunden mit echtem Innovationsgeist sind bei dieser Herausforderung entscheidende Pluspunkte.

Referenten waren: Dr. Giordano Koch, Geschäftsführer HYVE Innovate GmbH (GER), Dr. Christoph Burgstaller, Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH (AUT), Katharina Gregorich, Product Development im Bereich Lenzing Web Technology Project, Lenzing AG (AUT) und Stefan Fichter, Geschäftsführer Märkische Faser GmbH (GER).

Referenzen:

WWF Deutschland (Hg.) (2020):  Mikroplastik in der Umwelt. Hintergrundpapier, Berlin.

Ziebarth, Linda und Dorothea Seeger(2019): „Plastik im Wasser. Kunststoff kennt keine Grenzen“in: Plastikatlas 2019. Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff. Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung sowie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), 2. Auflage, 28-29.