Die Stuttgarter Liederhalle im Zeichen branchenübergreifender textiler hightech-Entwicklungen
Die Aachen-Dresden-Denkendorf – International Textile Conference fand dieses Jahr erstmals in Stuttgart statt. Experten aus 28 Ländern, aus Wirtschaft und Forschung trafen sich zum wissenschaftlichen und anwenderbezogenen Austausch in Baden-Württemberg. Neu im Veranstaltergremium sind die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF). Deshalb fand die Veranstaltung 2017 in Stuttgart statt. In ihrer Eröffnungsrede betonte die Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut die Bedeutung technischer Textilien „als Schlüssel für neue Konzepte und Produkte“ insbesondere in der Automobil-, Maschinenbau- und Medizintechnikindustrie sowie der Bauwirtschaft. Deswegen sei die Innovationskraft der Textilindustrie für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg von außerordentlicher Bedeutung, so die Ministerin.
„Wenn jeder nur eine Idee mit nach Hause nimmt, hat sich der Besuch in Stuttgart gelohnt“, so die Schlussworte des Mitveranstalters Prof. Dr.-Ing. Götz T. Gresser. Vorträge und die Netzwerkgespräche in den Pausen vermittelten vielmehr ein ganzes Bündel an interessanten Entwicklungen, Produkten und Verfahren insbesondere für die Anwendungsfelder Mobilität und Medizin/Gesundheit.
Dr.-Ing. Marcin Meyer von der Karl Otto Braun GmbH gab einen Einblick in aktuelle Entwicklungsprojekte zum Thema kabellose Gesundheitsüberwachung mit smarten Textilien im Medizinbereich. Bekannt ist Karl Otto Braun mit dem Mutterunternehmen Paul Hartmann AG als Zulieferer elastischer Spezialtextilien für die Medizin. Produziert wird in Deutschland und Indien. In Anbetracht der demografischen Entwicklung wird der Bedarf an intelligenten medizinischen Textilien zur Überwachung von Gesundheitsparametern und der drahtlosen Übertragung von Messdaten – Stichwort Telemedizin – kontinuierlich steigen. Laut einer aktuellen Studie von IDTechEx soll der Markt für elektronische Textilien bis 2026 auf über 3 Milliarden $ wachsen, so Meyer. Die zur Zeit in Entwicklung befindlichen Elektronik- und Sensorikkomponenten sollen zum Teil in bestehende Kunden-Produkte integriert werden, um die Anwendung zu optimieren u. a. im Bereich Kompressionsüberwachung und Wundheilung.
Strukturierte Oberflächen sind akustisch wirksamer
Einen besonders spannenden Einblick in die Aktivitäten der Getzner Textil AG in Österreich gab Dipl.-Ing. Victoria Zinnecker. Ein spezielles interdisziplinäres Team bei Getzner erforscht und entwickelt 3D Akustiktextilien für unterschiedliche Anforderungsprofile im Privat- und Objektbereich. Raumakustik wird als ganzheitliches Thema betrachtet. Für ein angenehmes Raumempfinden sind laut Zinnecker vor allem 3 Komponenten entscheidend: der Geräuschpegel, die Luftqualität sowie die Lichtgebung. Sie demonstrierte anhand von unterschiedlichen räumlichen Stimmungsbildern, wie das Design eines Raumes den Mindset des Betrachters beeinflusst und dass strukturierte Oberflächen akustisch wirksamer sind. Getzner entwickelt schallabsorbierende Textilien ohne Einsatz von Kunststoffen oder Schäumen, um die Luftqualität nicht nachteilig zu beeinflussen.
„Helfen Sie uns ein neues Zeitalter der Bioökonomie einzuleiten“
Mit diesem Credo hat René Bethmann, Innovation Manager bei VAUDE eindrucksvoll verschiedene Ansätze aufgezeigt, wie neuartige Recyclingkonzepte den Einsatz fossiler Ressourcen reduzieren können. Seit 2001 arbeitet VAUDE nach dem strengen Umweltstandard bluesign®. Bethmann verriet, dass VAUDE 2019 auf der Outdoor-Messe in Friedrichshafen die 1. Polyesterrecycelte Membrane vorstellen wird.