IHOFMANN hat zum dritten Mal die SportsGear Sourcing Days Konferenz (8./9. Dezember 2015) in Annecy, Frankreich ausgerichtet, einschließlich Konzept und Moderation. Die diesjährigen Schwerpunkte waren Innovation und Nachhaltigkeit, sowie smart textiles Anwendungen.
Im Folgenden einige Ausschnitte der spannenden Vorträge:
Tibtech Innovations setzt auf die modulare Funktionalisierung von Bekleidung und Sport. Je nach Anforderungsprofil werden die technischen Module für die serienmäßige Produktion angeboten oder individuell mit dem Kunden entwickelt. Guillaume Tiberghien, Präsident Tibtech Innovation (SAS): „Wir entwickeln für jedes Produkt die optimale Funktionalisierung, so ergänzen sich Konfektion und Technik ohne große zusätzliche Anpassung.“ Interessante Anwendungsmöglichkeiten sind u.a.: Möbel, die wärmen, Tascheninnenseiten mit Wärmefunktion, Pferdezügel, die die Hände warm halten, wärmende Schlafsäcke. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
www.tibtech.com
Nicolas Malaquin von Flax Composites zeigte sehr anschaulich die interessanten Anwendungsmöglichkeiten von Leinen auf. Als eine der ältesten Naturfasern, die bereits bei den Ägyptern und Römern zum Einsatz kam, erfüllt Leinen nicht nur absolut den Nachhaltigkeitsanspruch, sondern erlaubt interessante Materialverbindungen zur weiteren Funktionalisierung. 70 Prozent der Leinenproduktion kommen aus Frankreich, mit Belgien und den Niederlanden sind es in der Summe 85 Prozent. So gibt es nicht nur knitterfreie, schmutzabweisende und schwer entflammbare Varianten von Leinen, auch in recycelfähigen Bioharzen, die zu Schmuck, Helmen, oder Taschen verarbeitet werden, wird Leinen eingesetzt. Nicolas Malaquin: „Sowohl in der Bekleidung wie im Composites-Bereich ist Leinen ein interessanter Werkstoff. So wird Leinen bei der Herstellung von Formteilen verwendet, die beispielsweise bei Rucksäcken oder Sicherheitswesten zum Einsatz kommen. Das Material hat den Vorteil, dass es sehr leicht ist, sich gut mit Carbon verbinden lässt und Stoßdämpfer-Funktionen übernimmt.“
Die smart textiles Designerin Florence Bost von Sable Chaud aus Paris hat sich auf die Verbindung neuer Technologien mit Textil spezialisiert. Bei ihrer innovativen Vorgehensweise nutzt sie die technischen Möglichkeiten der Sensorik und Messtechnik und erweitert die Ästhtetik des Designs um neue Funktionalitäten im modernen Kontext. 2014 erschien ihr Buch mit dem Titel „Textiles, innovations chez matières actives“. Es entschlüsselt die Mechanismen des textilen kreativen Schaffensprozesses in den Bereichen der Mode, des Design, der Kunst, der Architektur, der Gesundheit und im Sport. In ihrem Vortrag „Wenn Technologien dem Textil Empfindungen verleihen“ zeigt sie interessante Verknüpfungen zwischen Textil und neuen Technologien auf, die mit dem Begriff „texturgie“, geprägt von Christine Browaeys, T3nel, umschrieben werden. Es wird zwischen den aktiven Textilien, e-textiles und ecotechno Textilien unterschieden. Die Querschnittstechnologien lassen vollkommen neue Bezugsketten entstehen. Sie unterscheidet vier verschiedene Designerprofile, die sie in ihrem Vortrag erläuterte. Florence Bost: „Leider sieht man immer noch verhältnismäßig wenig Bekleidung mit integrierter Elektronik im Handel. Das liegt nicht nur an noch ungelösten technischen Fragen, sondern auch an verschiedenen Faktoren wie beispielsweise dem komplexen interdisziplinären Dialog beim Kreationsprozess, in den die neuen Abnehmer häufig erst zu spät einbezogen werden.“
Peter Sjösten, Vice President Polygiene, geht in seinem Vortrag „Wear More, Wash Less®“ auf die Ergebnisse einer Verbraucherbefragung in Schweden ein. So haben 45 Prozent der Befragten angegeben, Kleidung, die auch nach dem Waschen noch schlecht riecht, entsorgt zu haben. Die Mehrheit (81 Prozent) waschen ihre Sportbekleidung nach jedem Gebrauch, aber sie wären bereit, die Frequenz zu reduzieren, wenn eine Geruchsbindung erfolgt. Seine Botschaft ist: Mit der permanenten Geruchskontrolle von Polygiene kann der Waschzyklus drastisch reduziert werden, was wiederum die Umwelt weniger belastet.
Boris Fournier ist bei Outdoor Sports Valley für die Bereiche Nachhaltigkeit und Innovation zuständig. Neben aktuellen Informationen und Verbundprojekten bietet OSV seinen 335 Mitgliedern verschiedene Netzwerkmöglichkeiten und richtet unter anderem Veranstaltungen aus. OSV hat ein Reparaturzentrum für Outdoor-Textilien eingerichtet, um die Lebensdauer der Produkte zum Schutze der Umwelt zu erhöhen. Seit September 2015 wurden bereits 59 Ausbesserungen vorgenommen. In der Zukunft sind weitere Serviceangebote vorgesehen wie Thermo-Schweißen oder Materialreparaturen.
Chamatex, Partner von Newlife® hat sich voll und ganz dem Prinzip C2C angeschlossen und steht für Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette. Emmanuel Robin, Associé Chamatex erläutert anhand von eindrucksvollen Zahlen den Umweltbezug: „Die Produktion von 1 Tonne Newlife™ Garnen bedeutet eine Energieeinsparung, die in etwa einem Lastwagen entspricht, der eine Tonne Güter über 3.387 km transportiert oder der Benutzung eines Computers mit LCD Monitor während 5.780 Stunden.“ Chamatex hat u.a. eine Vereinbarung mit Sympatex und liefert 100 Prozent recycelfähige Ware.